- Straßenkinder
- Straßenkinder,Bezeichnung für Kinder, die bei weitgehender Trennung von ihren Familien und deren Wohnungen beziehungsweise Unterkünften ihren Lebensunterhalt durch Kinderarbeit bestreiten müssen, zum Teil auch zur Kleinkriminalität als Mittel der Existenzsicherung greifen und vielfach unter Ausnutzung ihrer sozialen Lage als Kinderprostituierte missbraucht werden. Lange Zeit wurde der Begriff Straßenkinder nahezu ausschließlich zur Kennzeichnung der am untersten Rand der Gesellschaften Lateinamerikas (besonders Brasiliens) lebenden Kinder gebraucht. Weltweite Publizität erlangte er v. a. im Zusammenhang mit den in den 1980/90er-Jahren von so genannten »Todesschwadronen« in brasilianischen Großstädten (zum Teil systematisch) durchgeführten Ermordungen von Straßenkindern. In den 1990er-Jahren fand er auch Anwendung auf sozial unterprivilegierte Kinder in den europäischen postkommunistischen Gesellschaften (besonders Russlands und Rumäniens). Auf die deutsche Gesellschaft bezogen, wird der Begriff überwiegend journalistisch gebraucht und auf die rd. 3 000-7 000 Kinder (oft mit schwierigem familiärem Hintergrund) angewendet, die nach Schätzungen des Deutschen Jugendinstitutes (1996) »auf der Straße« beziehungsweise am Rande einer »Straßenkarriere« leben (v. a. in Bahnhofsgegenden und in Abrisshäusern von Großstädten). Der Hilfe und dem Schutz der Straßenkinder widmen sich weltweit zahlreiche private, kirchliche und humanitäre Organisationen, auf internationaler Ebene besonders UNICEF und Terre des hommes.S. Roggenbuck: S. in Lateinamerika. Sozialwiss. Vergleichsstudie (1993);Lebensort Straße. Kinder u. Jugendliche in besonderen Problemlagen, hg. vom Inst. für Soziale Arbeit e. V. (1996);S. u. Kinderarbeit. Sozialisationstheoret., histor. u. kulturvergleichende Studien, hg. v. C. Adick (1997).
Universal-Lexikon. 2012.